Home
Natural Hoof Care
Ernährungsberatung
Über mich
Über den Huf
Leistungen
Kontakt
Impressum
Datenschutz
Sitemap

Die Trachten - ein Mysterium (?)


Bei meiner täglichen Arbeit werde ich immer wieder bezüglich der Trachten angesprochen. In der Regel geschieht dies im Sinne von „sind bei meinem Pferd die Trachten nicht zu hoch?“ - „Mein Pferd hat keine Trachten, es läuft auf dem Strahl!“ „Mein Osteopath / Physiotherapeut / Reitlehrer sagt, die Trachten müssen so und so bearbeitet werden...“


Was also ist die optimale Trachtenhöhe? Ganz einfach. Die optimale Trachtenhöhe ist so individuell wie das Pferd.


Definition Trachtenhöhe vs. Trachtenlänge


Die Trachtenhöhe ist das Maß des gefällten Lots von der Standfläche des Hufs bis zur Haarlinie am Trachtenende. Die Trachtenlänge dagegen ist das Längenmaß entlang der Trachtenhinterkante von der Aufstandsfläche zur Haarlinie.

 

 

 

Der argentinische Hufschmied Daniel Antz postuliert in seiner Theorie zur F-Balance, daß die Trachtenlänge der beiden Vorderhufe immer identisch ist, und daß die Trachtenlänge der beiden Hinterhufe zueinander ebenfalls identisch ist. Somit sei für die Vorderhufe dasselbe Längenmaß gültig für die äußere Trachte des linken Vorderhufs, die innere Trachte des linken Vorderhufs, die äußere Trachte des rechten Vorderhufs und die innere Trachte des rechten Vorderhufs. Für die Hinterhufe gelte dies analog, wobei das Längenmaß der Vorderhufe und das Längenmaß der Hinterhufe für sich betrachtet wird; die Trachtenlänge der Vorderhufe weicht somit von der Trachtenlänge der Hinterhufe ab.


Daniel Anz nutzt für seine Bearbeitungsstrategie die sog „Streßpunkte“ an den Trachten, die ihm sagen, bis wohin er die Trachten kürzen muß. Das kann unter Umständen dramatisch viel sein.


Der Amerikaner Pete Ramey, der wegweisend für die Bearbeitungsstrategie „Natural Hoof Care“ ist, orientiert sich für das Kürzen der Trachten an der Sohle. Er kratzt im Sohlen-Eckstreben-Winkel das Zerfallshorn weg und kürzt die Trachten so weit, daß noch etwa 1-2mm Material Überstand zur Sohle bleibt. Er vergleicht die Tiefe der inneren und äußeren Strahlfurche des Hufs. Er sagt, wenn der Abstand von der tiefsten Stelle der inneren Strahlfurche zur Aufstandsfläche der inneren Trachte gleich ist mit dem Abstand der tiefsten Stelle der äußeren Strahlfurche zur Aufstandsfläche der äußeren Trachte, dann ist von vorne betrachtet das Hufbein parallel zum Boden. Damit seien die Gelenke nicht verkantet, sondern korrekt von oben nach unten belastet.

 

Schematisch dargestellt ein Huf von vorn betrachtet. Gestrichtelt eingezeichnet sind die seitlichen Strahlfurchen. Die innere Strahlfurche A soll dieselbe Tiefe haben wie die äußere Strahlfurche A'

 

Diese Bearbeitungstheorien machen zunächst einmal einen idiotensicheren Eindruck. Warum also trotzdem unter Umständen abweichend davon arbeiten?


Ulrich Tuletzky macht in seinem Vortrag zur Hufbalance (5. Farriers Meeting Ffm) deutlich, daß die Ursachen für Fehlstellungen in der mangelhaften Hufbearbeitung im Fohlenalter liegen können. Das Unterstützungsband des Fesselträgers und die Tiefe Beugesehne sind Gegenspieler; wird zB im Fohlenalter die Tiefe Beugesehne zu stark gespannt, dann manifestiert sich die „Bänder- und Sehnenlänge“ und kann im Nachhinein beim erwachsenen Pferd nicht mehr korrigiert werden. Ein solches Pferd wird immer einen flachen Huf und eine nach hinten gebrochene Zehenachse haben. Versucht man nun durch eine geänderte Bearbeitung oder durch einen Beschlag mit Keil den Huf steiler zu stellen, so schafft der Keil einen Zug auf das Unterstützungsband des Fesselträgers, das daraufhin sehr wahrscheinlich Schaden nimmt und das Pferd lahmt. Analog dazu ist das extreme Niederschneiden hoher Trachen eines steilen (Bock-)Hufs zu sehen: die manifestierte Sehnen- und Bänderlänge wird künstlich verändert, es kommt zu Schäden und Lahmheit.

 

Schematisch dargestellt das Unterstützungsband des Fesselträgers in lila, die Tiefe Beugesehne in blau. Links ein flacher Huf mit langer Zehe und flachen, untergeschobenen Trachten; die Bänder und Sehnen sind darauf einjustiert. Rechts eine künstliche Steilstellung des Hufs mittels eines Keils; die Tiefe Beugesehne (blau) ist spannungslos-locker, das Unterstützungsband (lila) ist übermäßig gespannt. Bänderprobleme können die Folge sein

 

Das Fazit für die optimale Trachtenhöhe ist somit: der Huf bietet verschiedene Parameter zur Orientierung, auf welche Länge man die Trachten kürzen kann. Hat man einen sehr flachen oder sehr steilen Huf, so sollte man auf Nummer Sicher gehen und weniger invasiv arbeiten. Oftmals sagt einem das Pferd, ob die Bearbeitung für das Tier noch angenehm war und es nach der Bearbeitung unter seinem Reiter gut läuft, oder ob man über das Ziel hinausgeschossen ist. Der Dialog mit dem Reiter ist hier ein wichtiges Thema; ebenso die Bereitschaft, die korrekt geglaubte Bearbeitung zu variieren, um das Ergebnis zu optimieren.

Top